Neues Jahr

24. Januar 2021 0 Von Ina

Erinnerungsdecke

Im vergangenen Jahr gab ein Gespräch im Gruppentreffen der Verwaisten Eltern mir den Anstoß, nun doch aus Sandras Sachen eine Decke zu machen. Eigentlich sollte das ein Partnerprojekt einer Frauen-Zeitschrift werden. Ich hatte auch eine Partnerin zugewiesen bekommen, die das Nähen übernehmen wollte. Es war ein Treffen angebahnt, wir hätten uns erstmal kennengelernt usw. ABER …, Corona … – ich muss nichts mehr erzählen. Es klappte nicht. So machte ich mich nun selbst daran – 18 Jahre danach…

Also habe ich im Sommerurlaub lauter Quadrate zugeschnitten, viele davon noch mit eigenen Ideen verziert, ihre gemalten Bilder eingebunden und dann blieb erstmal wieder alles für lange Zeit liegen. Wie es mir dabei ging? Ich war innerlich ganz ruhig. Jedes Kleidungsstück kannte ich an ihrem Körper. Ich war gänzlich in Erinnerungen versunken.

Nun zum Jahresende kam ich endlich zum Luftholen und ich hatte das Gefühl, dass es nun auch fertig werden sollte. Ihr Todestag hält mich sowieso im Dezember immer sehr gefangen und so hatten meine Hände etwas zu tun und mein Kopf eine Ablenkung, die wieder mit ihr zu tun hatte. Trauerbewältigung im 18. Jahr danach…

So fügte sich Quadrat an Quadrat zu Reihen, Reihen zu einer gr0ßen Decke und schlussendlich saß ich kurz vor dem letzten Tag im Jahr 2020 zum ersten mal eingekuschelt in meiner Erinnerungsdecke. Immer wenn ich irgendetwas für Sandra – für mich, von Sandra – von mir, für uns tue findet meine Sehnsucht einen Kanal, einen Weg zu ihr.

Mal sehen, was mein diesjähriges Projekt wird. Es wird mich finden …