Was gut tut …

3. März 2019 0 Von Ina

Was tut gut? Was tut mir gut?

Ganz viel Wald – das tut mir gut. Wir leben in einem Dorf mit ungefähr 900 Seelen. Durch meine Geschichte leben wir eher sehr zurückgezogen und halten uns vom Dorfleben fern. Nichtsdestotrotz lebe ich sehr gern hier. Die Kinder können noch auf der Straße spielen. Manchmal ist eine wunderbare Ruhe im Ort und nur das Vogelgezwitscher trifft mein Herz. Wir haben Platz vor und hinter dem Haus und einen großen Garten. Unsere Nachbarn sind alle sehr freundlich und wir halten auch mal ein Schwätzchen mit ihnen, ohne gleich in die Häuser zu kriechen. Viele helfen sich hier gegenseitig.

Und doch zieht es uns auch immer wieder raus aus unserem Dörfchen. In den Wald. Es gab zwei schlimme Stürme in den letzten Jahren „Kyrill“ und „Frederike“. Letztere hat in unseren umliegenden Wäldern besonders gewütet und es macht mich traurig, wie die Wälder aussehen. Zu dem Sturmschaden kommt jetzt der Raubbau mit großen Maschinen. Unsere Wälder sehen gepflügt aus. Waldwege sind kaum noch wiederzu- erkennen.

Nach Sturm „Friederike“

Und was ich besonders schlimm finde: Der Wald entlang der Autobahn war auch ein bisschen natürlicher Lärmschutz. Jetzt bekommt unser Dorf den ungefilterten Lärm, sobald Ostwind anliegt. Da wir „oben“ auf einem Berg wohnen, haben wir oft Wind. So gibt es laute und leise Tage, je nach Windrichtung. Jedenfalls werden wir in unserem verbleibenden Leben nicht mehr einen solchen Wald hier vorfinden, wie er uns die letzten 12 Jahre begrüßt hat.

Ein wunderschönes Buch habe ich geschenkt bekommen: „Das geheime Leben der Bäume“ von Peter Wohlleben. Nach dem Lesen des Buches habe ich all unsere Wälder bei jeder Wanderung noch einmal mit ganz anderen Augen gesehen. Und wenn dann ein einzelner Baum inmitten einer restlos verstürmten und gerodeten Fläche steht, tut er mir nur noch leid. Kein zweiter Baum steht ihm zur Seite, mit dem er sein Leid teilen könnte. Da frage ich mich schon: WARUM??? Wie soll er jemals wieder Teil einer Baumgesellschaft werden? Wie lange wird er den Widrigkeiten des Alleinstehens trotzen können? Nein ich verstehe nichts von Forstwirtschaft. Und doch glaube ich hat das Wort „Wirtschaft“ den Hauptanteil in diesem Wort. Und der Forst wird hier zu viel „wirtschaftlich“ betrachtet.

Die Natur braucht uns nicht. Ich denke, sie würde sich nach einem solchen Sturm auch gut selbst behelfen. Wenn man natürlich das Argument anführt, dass von gebrochenen Stämmen eine Gefahr für Leib und Gesundheit ausgeht, so will ich dem zustimmen. Aber muss denn über jeden Waldboden immer ein Wanderer laufen? Hätte es nicht gereicht, die Ränder zu „bereinigen“? Warnschilder aufstellen, dass Bruchgefahr besteht, wäre vielleicht auch eine Möglichkeit. Ich verstehe zu wenig davon, aber so ist es ein wahres Waldsterben. Jedenfalls hier bei uns. Und es macht traurig.

Trotzdem gehen wir so oft wir können in den Wald. Suchen uns neue Wege, entdecken immer wieder Naturschönheiten und fühlen uns einfach geborgen. Ich denke, dass ist Heimat. Sich da zuhause zu fühlen, wo es einem gut geht, was einem gut tut.

Wir finden Wege …

Es gibt immer Wunderschönes zu entdecken …

Das ist es, was uns gut tut. Natur – ganz viel Natur – Balsam für die Seelen.